MUM 2011

Die Leserbrieftour oder www.wetter.com

"Riding for a MUMmory"

Fuer alle, die sich fragen: Der Titel wird noch erklaert. Aber ein bisschen Spannung muss ja sein.

Ich trau mich ja kaum, es zu schreiben, aber MUM ist in diesem Jahr 10 Jahre alt geworden. Was wohl auch zwangslaeufig heissen muss, dass ich in diesem Jahr 40 geworden bin was uns wiederum dazu bringt, dass wir nun alle auf die 50 zugehen. Es ist einfach unglaublich und ich kann es noch immer nicht fassen, dass wir es in den letzten 10 Jahren tatsaechlich 9 Mal geschafft haben, die MUM Tour zu starten.

Nun moegen Skeptiker und boese Zungen ja behaupten, dass wir auch oft genug nicht sonderlich weit gekommen waeren, aber diese Zweifler und notorischen Rechthaber und Besserwisser (also sowas wie unsere Familien, Lebensgefaehrtinnen -noch oder nicht mehr-) mussten sich am Ende immer wieder beweisen lassen, dass wir es dennoch durchgezogen haben. Wenn ich es recht betrachte, ist es die einzige Konstante in den letzten 10 Jahren.

Wir haben die Damen ausgetauscht, die Mopeds ausgetauscht (nur Maggie war von Anfang an dabei), wir sind umgezogen und einer hat sich sogar indirekt vermehrt. Bei mir waren sogar noch Jobwechsel dabei, andere Staedte und sogar Laender. Aber MUM - das hatte Bestand, nur unterbrochen durch einen Todesfall und einen Kreuzbandriss. Und nun frage ich jeden geneigten Leser: Wer kriegt das in diesen hektischen Tagen mit Familienplanung, Job und Umzug, Hausbau und Gartenerweiterung, Auslansdaufenthalten und den in unserem Alter ueblichen Verschleisserscheinungen noch hin?

Zur MUM Tour gab es jedes Jahr eine CD - inzwischen gibt es sogar eine "Greatest Hits". Wir hatten eine eigene Homepage und sind nun bei Facebook fuer die Welt sichtbar. Wir haben es geschafft. Wir haben eine Konstante geschaffen, etwas Dauerhaftes, etwas worauf wir zurecht sehr stolz sein koennen. Und weil wir auch mal einen jaehrlichen Tourbericht hatten, der aber dann doch im Zuge des allgemeinen Tagesablaufs eingschlafen ist und wir uns alle diesen Bericht wieder herbeisehnten: Voila, hier ist er. Rechtzeitig zum Jubilaeum. Politisch unmotiviert und deshalb auch nicht veroeffentlicht, was mich wieder zum Titel fuehrt. Aber dazu in der Tat spaeter. Der letzte bekannte Bericht war "Alien Attack" oder die "Homeland Tour". Das war 2007. Und was haben wir alles erlebt in diesen 3 Touren davor. So waren wir 2008 im Sueden Italiens und an der Cote d'Azur, 2009 haben wir das Saarland geschwenkt und 2010 sind wir unter dem Motto "Riding On A Volcano" in der Eifel ersoffen. Und genau dieses Ersaufen war der Ausloeser, dass wir uns vor der Tour intensiv mit dem Internet auseinandergesetzt haben, was den Untertitel www.wetter.com erklaert.

Der Plan war, bis zur Mecklenburgischen Seenplatte zu proetteln. Aber wie das mit Plaenen so ist, sie fielen ins Wasser, weil in Deutschland der regenreichste Monat ja bekanntermassen der August ist. Zumindest laut wetter.com. Also packten wir die Bikes. Sue durfte mal wieder nicht mit, weil sie wieder mal zickig war. Angie hatte mir dann ihr Moped geliehen und so gings los.

Wir fuhren am Samstag ueber Hanau, Bad Vilbel, Buedingen Richtung Vogelsberg, wo wir zuletzt 2007 bei besagter "Alien Attack" Tour waren. Neugierig ob der wohl noch aushaengenden Steckbriefe erreichten wir ganz ohne Zwischenfaelle Elpenrod, oder wie es in MUM Sprache nun heisst "E Rod". Ihr werdet es nicht glauben: TROCKEN. Aber wetter.com hatte ja erst fuer Sonntag und Montag Regen angekuendigt, weshalb wir nur kleinere Tagestouren von dort machen wollten. E Rod hat ja auch alles, um sich die Zeit zu vertreiben. Eine Gitarre, einen Weinkeller, Holzofen und eine Dartscheibe. Angekommen plagte uns dann auch mehr oder minder umgehend ein kleines Huengerchen, weshalb wir in Muecke zum einkaufen fuhren. Tote Kuehe, reichlich Bier, Bohnen, Zwiebeln und Knoblauch. Noch so eine Konstante. Die Ernaehrung ist in den letzten Jahren auch immer konstant geblieben. Auf dem Rueckweg erwischte uns ein kleiner Schauer. Naja, es sollte ja auch regnen.

Gesaettigt, leicht angetrunken und gut allerbester Laune bauten wir die Dartscheibe in der Einfahrt auf und begannen, Pfeile an die Hauswand zu werfen.

Ich weiss nun gar nicht mehr, wer auf die Idee kam. Aber im Jahr zuvor, als wir notgedrungen in der Eifel die meiste Zeit bei Fried und seiner Truppe im Innern des Hauses verbringen mussten, spielten wir dieses Nagelspiel, bei dem man mit der schmalen Seite eines Hammers Naegel in einen Baumstumpf pruegeln musste. Baeume gibts in E Rod genug und einen Hammer und ein paar Naegel fanden sich auch. Und schon war der Abend gerettet. Bei Dart, Bier und Baumstuempfen hatten wir eine Riesenzeit.

Naja - gut, dass es nichts zu trinken gab, sonst waeren wir wahrscheinlich frueh schlafen gegangen.

In voller Erwartung maechtiger Regenschauer sassen wir morgens beim Fruehstueck. Bei Ruehrei mit Speck und Bohnen und Nutellabroetchen zum Nachtisch schauten wir zu, wie sich immer mehr Sonne zeigte. Also beschlossen wir, einen schoenen Tagesritt zum Hoherodskopf zu machen. Sollte es dann regnen, kaemen wir relativ zuegig zurueck ins Gehoeft. Von wegen Regen. Es war zwar bewoelkt, aber trocken. Am Hoherodskopf setzten wir uns in den Wind, tranken eine Apfelschorle (!) und assen eine Kleinigkeit, bevor wir auf die goettergleiche Idee kamen, doch die Sommerrodelbahn auszuprobieren. Jetzt muesst Ihr Euch das so vorstellen: Zwei etwas kraeftigere aeltere Herren, der eine mit schon schuetterem Haar und ein zwar inzwischen etwas ergrauter aber wenigstens gertenschlanker Kerl quetschten sich in diese Rodel und hatten Spass wie Bolle auf dem Milchwagen. Es war grossartig und auch der auf dem Rueckweg ausgebliebene Schauer truebte die Stimmung keineswegs. Im Gegenteil... wir hatten Hunger, Bierdurst und wollten unbedingt wieder an den Baumstumpf. In E Rod gab es dann MUM Burger. Eine Spezialitaet seit der "MUM goes Coast" Tour und immer am Start. Und auf MursinM's speziellen Wunsch.

Das beste, mag der geneigte Leser jetzt denken, ist doch das Essen auf der Tour. Zugegeben, es ist gut, spitzenklasse sogar. Aber es ist bei weitem nicht das beste. Denn die Gesprache, die wir im Laufe der Jahre so intensiviert haben, sind mein persoenliches Highlight jeder Tour. Bei allem Spass und Freude ist es der Moment, sich mit den wenigen Freunden, die man hat einfach fallen lassen zu koennen. Und ich vermisse sie jeden Tag.

Aber auch die schoensten Gespraeche verstummen, wenn es darum geht, Naegel in einen Stumpf zu hauen oder Pfeile an eine Hauswand zu werfen. Und so endete der zweite Abend, wie der erste.

Ob Ihr es nun glauben wollt oder nicht, wir sassen am Montag wieder beim Fruehstueck und warteten auf den Regen. Er kam nicht. Wieso auch. Allerdings sind uns in der Nacht zuvor die Naegel ausgegangen, was zwar nichts mit dem Regen zu tun hat, aber trotzdem Erwaehnung finden sollte. Also kein Regen. So machten wir uns auf die naechste Tagestour und erkundeten die Gegend. Eine wunderbare Tour durch Nordhessen mit tollen Aussichten und herrlichem Wetter. Da war es wieder: wetter.com. Aber scheiss drauf. Es war Montag, wir hatten gutes Wetter, Spass am fahren und vor allem wieder Hunger. Irgendwann. Auf dem Weg nach E Rod am Samstag sind wir an einer Bikerkneipe vorbeigekommen, die grosszuegig "Best Schnitzel auf der Welt" anbot. MUMarc hielt seine vielgeruehmte Trueffelschweinnase in die Luft und wir fanden das Plaetzchen. Mit den Schnitzeln hatte der Wirt nicht zuviel versprochen. SPITZENKLASSE. Und reichlich. Auch das alkoholfreie (!) Bier schmeckte prima dazu und nach einer geselligen Weile machten wir uns auf den Heimweg. Ganz zufaellig fuhren wir an einem Baumarkt vorbei, wo wir noch ausreichen Naegel kaufen konnten, um den Abend nicht ganz stumpfsinnig verbringen zu muessen und bauten den Stumpf wieder auf. Es war immer noch trocken. Aber irgendwie schmeckte mir das Bier nicht, so stieg ich auf Wein um. Gut, dass es immer eine Alternative gibt. Der Abend verlief ueberraschend anders. Wir haemmerten Naegel in einen Baumstumpf und warfen Pfeile gegen die Hauswand. Klingt gleich? Ja - aber wir wurden besser. Allerdings auch nicht wacher. Aber als wir so in den wunderbaren Sternenhimmel von E Rod schauten (MursinM sagt immer, nirgends sind die Sterne so zahlreich wie dort), wussten wir, dass wir mal raus muessen.

Wir planten also eine Tour zum Edersee, der in diesem Jahr abgelassen wurde und man die damals geflutete Ortschaft (also die noch uebriggebliebene Bruecke) und eventuell das Testmodell der Staumauer sehen konnte. Das allerdings erst fuer den Tag danach, denn wir hatten die Idee, nach Frankental zu fahren. Dort gibt es eine sensationelle Bikerkneipe und ich war mir sehr sicher, dass sich in der Naehe auch ein Campingplatz befand. Wir kamen also nach Frankental. Nach einer tollen Tour waren wir vor allem eines: Hungrig. Ok, und ein bisschen durstig. Die Kneipe hat Dienstag geschlossen, super. Also doch zum Edersee. Wir waren gerade mal vielleicht 10 Kilometer aus Frankenberg raus, da fing es an zu schuetten! Na endlich! Aber doch nicht am Dienstag! Da sollte es doch trocken bleiben. Spontan wie wir waren, wollten wir das Zelt nicht im Nassen aufbauen und fuhren zurueck nach Frankenberg. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt weder etwas gegessen noch etwas getrunken, was unsere Entscheidungsfindung deutlich erschwerte. Aber am Strassenrand stand eine kleine Spielhoelle, die Bier und Schitzel feilbot. Leider. Die Schnitzel waren LAUSIG. Und wir hatten noch keinen Schlafplatz, was die Stimmung kurzfrisitg in Frage stellte.

Nach einigen Kurven durch den Ort fanden wir eine kleine Pension und tranken erstmal ein Bier und einen Schnaps, um dieses Schnitzel zu verdauen. Das gelang zwar nur maessig, aber die Stimmung stieg. Wir hatten einen Schlafplatz, eine Garage fuer die Mopeds und eine Bowlingbahn direkt nebenan. Wir konnten zwar nicht haemmern, aber dafuer mit Kugeln werfen. Und wie. MUMarc versicherte uns, dieses Spiel noch nie gespielt zu haben (also vom Kegeln in der Eifel mal abgesehen, aber da haben die Kugeln ja auch keine Loecher) und entwickelte sein natuerliches Talent der perfektionierten Grobmotorik. Will sagen, er traf und traf und traf und traf und traf.

An diesem denkwuerdigen Tag, es war der 16. August 2011, passierte in dieser sonst wahrscheinlich Technoverseuchten Bowlingbahn das UNFASSBARE. Die Wirtin, angesprochen ob sie wuesste, wessen Todestag heute ist und sie dieses nach einigem Raten auch verneinte, sagte ich, dass wir eine Runde Jack bestellen, wenn sie was von Elvis auflegen koennte. Sie konnte. Und wie. Und wir tranken Jack. Und wie. Ich etwas schneller als die beiden anderen, was mich irgendwann den Kopf kostete. Aber trotz eines kurzen Stimmungsabfalls meinerseits (ich war muede und besoffen) hatten wir so unglaublich viel Spass, dass ich hoffe, einen MUM bowls Abend mal als abwechslungsreiches Event einfuehren zu koennen. Zufrieden, betrunken und satt (nach einem Ueberfall an der benachbarten Tankstelle) schliefen wir ein.

Die Rueckfahrt nach E Rod brachte uns am naechsten Tag zu Edersee Atlantis. Es war schon ein grossartiges Gefuehl, ueber den Grund des Edersees zu laufen, ohne eine Taucherausruestung dabei zu haben. Geregnet hat es uebrigens immer noch nicht. Also trocknen Fusses waren wir voellig fasziniert von der Schoenheit und der Kraft, die dieser kleine Fluss entwickelt, den Edersee bis Maerz wieder komplett volllaufen zu lassen. Apropos vollaufen. Die Tanks und die Jungs brauchten was zu trinken. Eine wundervolle Tour und ein weiterer trockner Tag fuehrte uns zurueck nach E Rod. Da wir ja leider am naechsten Tag die Heimreise antreten mussten, wollten wir nur noch die Reste aus dem Kuehlschrank vernichten und bestellten 3 Mal die Familienpizza. Auch einen Nachtisch gab es, der allerdings nach missbraeuchlicher Zugabe von Schnaps nicht von allen gemocht wurde. Was glaubt Ihr, was es nach dem Essen gemacht haben? Naegel mit Koepfen. Und wenn es nicht noch die Rueckfahrt mit einem wunderbaren Abschlussbier gegeben haette, so koennte man dies als Schlusswort nehmen.

Ich bin aber noch die Erklaerung schuldig, was es mit dem Leserbrief auf sich hat. Und ganz ehrlich, die bleibe ich auch schuldig.

Jungs... MUM. Es war eine unglaublich entspannte Tour mit wenig Regen und maechtig viel Spass. Wir haben genagelt, geworfen, gerollt, sind gestolpert und waren im Edersee. Ich freue mich auf MUM and Friends, ich freue mich auf MUM bowls, dives, skies...

Aber vor allem freue ich mich auf MUM 2012. Und auf das 20 jaehrige Jubilaeum 2021.